Kalter weisser Mann
Der Tod ist nie schön. Aber es gibt Schlimmeres, als mit 94 Jahren friedlich einzuschlafen: Zum Beispiel eine Trauerfeier, die völlig aus dem Ruder gerät.
Gernot Steinfels, Patriarch einer Firma des alten deutschen Mittelstands, ist verstorben, und sein designierter Nachfolger (60) richtet für das Unternehmen die Beisetzung aus. Doch sein Text auf der
Schleife sorgt für heftige Irritation: „In tiefer Trauer. Deine Mitarbeiter“.
Denn: Was ist mit den Mitarbeiterinnen?
So entbrennt kurz vor der Zeremonie eine erhitzte Debatte zwischen dem neuen Chef und seinen Angestellten, in der all die aktuellen Fragen, Diskussionen, Polemiken und Verletzungen rund um die Themen
Sexismus, Gendern, Wokeness und politische Correctness frontal aufeinanderprallen. Ein mikro-aggressiver Kulturkampf, wie er gerade in ganz Deutschland ausgetragen wird.
Schnell hat der „alte weiße Mann“ an der Spitze nicht nur seine Marketing-Leiterin, den Social-Media-Chef und seine Sekretärin gegen sich, sondern auch die sehr selbstbewusste Praktikantin. Wodurch
sich zeigt, dass nicht nur der Umgang der Geschlechter komplizierter wird, sondern auch der Graben zwischen den Boomern und den Generationen X, Y und Z vielleicht tiefer ist, als alle vermuten.
Vor dem Theaterpublikum als versammelter Trauergemeinde zerfleischt sich in diesem hochpointierten Stück schließlich die Führungsetage der Firma immer mehr. Und nicht einmal der verzweifelte Pfarrer
kann die Wogen glätten.
Das Autoren-Duo Jacobs/Netenjakob legt nach dem Theater-Hit „Extrawurst“ mit „Kalter weißer Mann“ erneut eine schnelle, sehr komische und hochaktuelle Komödie vor. Quelle des Textes Kiepenheur Verlag
Besetzung:
Horst Bohne Achim Wendt, Geschäftsführer in spe bei Feinwäsche Steinfels
Rieke Schneider Silke Arens, Sekretärin bei Steinfels
Alina Bergreiter Feli Engelhard, Head of new development bei Steinfels
Kevin Packert Enno Wendt, Social-Media-Experte bei Steinfels
Kim Olkowski Gesa Wendt, Praktikantin
Herbert Koch Fiete Caesar, Pfarrer
Technik Lola Rösch
Regie Henrike Schmidt und Jörn Arens